Wissenswertes über unser Venensystem: Krampfadern, Besenreiser und Co.

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Inhalte aus der Podcast-Folge „Krampfadern und Co. auf der Spur“ mit Phlebologe Dr. Lukas Pindur.

 1. Was ist die Funktion unserer Venen?

Unsere Haut verbirgt ein komplexes Netzwerk aus Blutgefäßen, das ständig in Bewegung ist, um unseren Körper am Laufen zu halten. Während Arterien oft im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, sind es die Venen, die eine ebenso entscheidende Rolle in unserem Kreislaufsystem spielen. Sie sind die stillen Helden, die sauerstoffarmes Blut zurück zum Herzen transportieren und dabei oft mit Herausforderungen wie Krampfadern und Besenreisern konfrontiert werden. Doch bevor wir tiefer in diese Themen eintauchen, beginnen wir mit dem Verständnis der grundlegenden Funktion der Venen und ihrer Bedeutung für unsere Gesundheit.

 

2. Welche Rolle spielen die Venen in unserem Kreislaufsystem?

Unser Kreislaufsystem ist ein beeindruckendes Netzwerk aus Arterien, Venen und Kapillaren, das ständig arbeitet, um unseren Körper mit lebenswichtigem Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Während Arterien oft im Fokus stehen, da sie sauerstoffreiches Blut vom Herzen zu den Organen und Geweben transportieren, sind Venen die stillen Helden, die eine ebenso kritische Rolle spielen.

Tiefe vs. Oberflächliche Venen:

Venen können in zwei Hauptkategorien unterteilt werden: tiefe und oberflächliche Venen. Die tiefen Venen sind in den Muskeln eingebettet und transportieren den Großteil des Blutes aus den Extremitäten und Organen zurück zum Herzen. Sie sind von entscheidender Bedeutung für die Gesamtfunktion unseres Kreislaufsystems. Die oberflächlichen Venen hingegen liegen näher an der Hautoberfläche und sammeln Blut aus der Haut und den oberflächlichen Geweben. Sie münden schließlich in die tieferen Venen, die das Blut dann zum Herzen transportieren.

Die Bedeutung der Venenklappen:

Ein einzigartiges und entscheidendes Merkmal der Venen ist das Vorhandensein von Klappen. Diese kleinen, flappenartigen Strukturen öffnen sich, um das Blut in Richtung Herz fließen zu lassen, und schließen sich, um zu verhindern, dass es zurückfließt. Dies ist besonders wichtig in den Beinen, wo das Blut gegen die Schwerkraft nach oben gepumpt werden muss.

Die Muskuläre Pumpe:

Die Beinmuskulatur spielt eine zusätzliche, aber entscheidende Rolle bei der Unterstützung des Venenrückflusses. Wenn sich die Muskeln zusammenziehen, drücken sie die tiefen Venen zusammen und helfen, das Blut nach oben zu drücken. Dieser Mechanismus wird oft als „Muskelwadenpumpe“ bezeichnet und ist besonders wichtig, wenn wir stehen oder gehen.

 

3. Was bedeuten Krampfadern, Besenreiser und venöse Insuffizienz für unsere Gesundheit?

Wie bereits erwähnt, sind Oberflächenvenen, die sich im Bindegewebe befinden, einem hohen Druck ausgesetzt. Ohne den nötigen Halt des Bindegewebes können diese Venen sich ausdehnen und ausleiern. Dies führt dazu, dass das Blut in die falsche Richtung fließt – nach unten. Dieses Phänomen ist nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern kann auch zu Entzündungen und Thrombosen führen.

An der Hautoberfläche werden diese überlasteten Venen oft als geschlängelte Strukturen sichtbar. Aber was genau sind diese Strukturen und wie unterscheiden sie sich?

Krampfadern sind diese erweiterten, geschlängelten Venen, die oft bläulich durch die Haut schimmern. Sie entstehen, wenn die Venenklappen, die den Blutfluss regulieren, nicht mehr richtig funktionieren, was zu einem Blutstau in den Venen führt. Dies kann zu Beschwerden wie Schmerzen, Schwellungen und Schweregefühl in den Beinen führen.

Besenreiser sind feinere, rot oder blau schimmernde Äderchen an der Hautoberfläche. Sie könnten als frühes Anzeichen für Venenprobleme gesehen werden, obwohl nicht jeder mit Besenreisern auch Krampfadern entwickelt.

Venöse Insuffizienz bezeichnet einen Zustand, bei dem die Venen das Blut nicht effizient zum Herzen zurücktransportieren können. Dies kann durch defekte Venenklappen oder durch eine Schwäche der Venenwand verursacht werden. Die Folge ist ein Blutstau in den Venen, der zu Symptomen wie Schwellungen, Schmerzen und Hautveränderungen führen kann. Langfristig kann eine chronische venöse Insuffizienz zu schwerwiegenderen Problemen wie Geschwüren führen.

Es ist wichtig zu betonen, dass, obwohl Besenreiser oft harmlos sind, sie ein Warnsignal für beginnende Venenprobleme sein können. Daher ist es ratsam, bei ersten Anzeichen einen Spezialisten aufzusuchen, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren und eine geeignete Behandlung zu beginnen.

 

4. Diagnostik von Venenproblemen: Ein genauer Blick ins Venensystem

Venenprobleme können vielfältige Ursachen haben und sich in unterschiedlichen Symptomen äußern. Um die genaue Ursache zu identifizieren, ist eine sorgfältige Diagnostik unerlässlich. Dabei spielen verschiedene Untersuchungsmethoden eine zentrale Rolle.

Ultraschalluntersuchung:

Die Ultraschalluntersuchung ist ein essenzielles Instrument, um die Funktion der tiefen Muskelvenen und der Oberflächenvenen zu überprüfen. Hierbei wird insbesondere darauf geachtet, ob die Venenklappen korrekt arbeiten und das Blut effizient zum Herzen transportiert wird. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den zwei großen Stammvenen, venasafena magna und venasafena parva, auch als Rosenvenen bekannt. Diese Venen können als Drainagegebiet dienen, vor allem wenn die tiefen Venen nicht richtig funktionieren, und das Volumen aufnehmen und zurücktransportieren, ohne andere Venen zu überlasten.

Angiografie und Phlebografie:

Während die Phlebologie sich auf die Lehre von den Venenerkrankungen konzentriert, bezieht sich die Angiografie auf die Arterienuntersuchung. Frühere invasive Untersuchungen, bei denen die Venen punktiert und der Druck in diesen Gefäßen gemessen wurde, werden heute vermieden, da sie ein erhöhtes Infektionsrisiko mit sich brachten.

Duplex-Sonografie:

Der heutige Goldstandard in der Venendiagnostik ist die Duplex-Sonografie. Mit dieser Methode werden die Gefäße mit Farbe dargestellt, sodass der Blutfluss sowohl visuell als auch akustisch nachvollzogen werden kann. Dies ermöglicht es, genau zu bestimmen, in welche Richtung das Blut fließt.

Weitere Untersuchungen:

Zusätzlich gibt es den WIP-Test, der in Apotheken angeboten wird. Mit einer Infrarotelektrode an den Beinen kann festgestellt werden, ob eine Venenschwäche vorliegt. Bei einem positiven Ergebnis wird häufig empfohlen, einen weiterführenden Checkup durchzuführen.

5. Welche vorbeugenden Maßnahmen gibt es?

Vorbeugung ist oft der beste Weg, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Dies gilt insbesondere für Venenprobleme, die durch einfache Maßnahmen im Alltag vermieden oder zumindest gelindert werden können. Hier sind einige präventive Maßnahmen, die du ergreifen kannst, um deine Venen gesund zu halten:

a. Beine hochlegen: Nach einem langen Tag, insbesondere wenn du viel gestanden oder gesessen hast, ist es eine Wohltat für deine Beine, sie hochzulegen. Dies entlastet die Venen und unterstützt den Rückfluss des Blutes zum Herzen. Es hilft, den Druck aus den Venen zu nehmen und die Schwerkraft zu überwinden. 

b. Kalt abduschen: Eine kalte Dusche am Ende deines Bades oder deiner Dusche kann Wunder wirken. Das kalte Wasser zieht die Venen zusammen und fördert die Durchblutung. Dies ist besonders wichtig, um die Venen elastisch und gesund zu halten.

c. Kompressionsstrümpfe auf Reisen: Lange Reisen, insbesondere Flugreisen, können die Beine belasten. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann helfen, Schwellungen zu verhindern und die Durchblutung zu fördern. Es gibt verschiedene Klassen von Kompressionsstrümpfen, je nach Bedarf:

  •  Klasse 1: Leichte Kompression, oft als weiße Krankenhausstrümpfe bekannt.
  •  Klasse 2: Mittlere Kompression, ideal für längere Reisen und zur Vorbeugung von Schwellungen.
  •  Klasse 3: Starke Kompression, besonders geeignet für Schwangere oder Personen, die zu stärkeren Schwellungen neigen.

Es ist wichtig, sich gut beraten zu lassen, wenn es um die Auswahl der richtigen Kompressionsstrümpfe geht. Fachgeschäfte für Orthopädie oder Apotheken bieten oft eine breite Palette von Produkten an, die sowohl funktional als auch komfortabel sind.

d. Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität, wie Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen, fördert die Durchblutung und stärkt die Venen. Bewegung hilft auch, das Risiko von Blutstauungen in den Beinen zu reduzieren. Es ist wichtig, Pausen einzulegen und sich zu bewegen, besonders wenn man längere Zeit sitzt oder steht.

e. Rostkastanienextrakt bei Schwellungsneigung: Bei Personen, die zu Schwellungen neigen, kann Rostkastanienextrakt helfen. Dieses Naturheilmittel kann die Venenwände besser abdichten und so Schwellungen reduzieren. Es ist sowohl als Tablette als auch als Creme erhältlich. Die Creme kann direkt auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Durch das Abdichten der Venenwand wird die Kommunikation mit dem Bindegewebe verbessert, wodurch weniger Wasser in das umliegende Gewebe transportiert wird und Schwellungen reduziert werden.

6. Fazit

Venenprobleme sind weit verbreitet und können eine erhebliche Belastung für Betroffene darstellen. Doch mit dem richtigen Wissen und präventiven Maßnahmen können viele dieser Probleme vermieden oder zumindest gelindert werden. Es ist wichtig, auf die Signale des eigenen Körpers zu hören und bei ersten Anzeichen von Venenproblemen aktiv zu werden. Ob es sich um das Hochlegen der Beine nach einem langen Tag, regelmäßige Bewegung oder das Tragen von Kompressionsstrümpfen auf Reisen handelt – kleine Veränderungen im Alltag können einen großen Unterschied machen.

Für diejenigen, die bereits mit Venenproblemen zu kämpfen haben, gibt es glücklicherweise eine Vielzahl von Therapieoptionen, die helfen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Es ist jedoch entscheidend, sich von Fachleuten beraten zu lassen und nicht zu zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Abschließend möchten wir betonen, wie wichtig es ist, gut informiert zu sein und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Unsere Venen leisten täglich Schwerstarbeit für uns, und es liegt an uns, sie bestmöglich zu unterstützen.

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